In früheren Jahrhunderten war es für die Bauern wichtig, dass sie die Produkte, die sie nicht für den eigenen Bedarf benötigten, auf einem Markt zum Verkauf anbieten konnten. Dazu dienten vor allem die Wochenmärkte. Das Kloster Muri als Schirmherrin über das Amt Muri hatte das Recht, innerhalb der Amtsgrenzen solche Märkte zu bewilligen. Im Jahr 1562 bestätigte die Tagsatzung in Baden dieses Recht des Klosters. Sehr wahrscheinlich fanden bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Muri Wochenmärkte statt.
Neben den Wochenmärkten bestanden Jahrmärkte für die Krämer, die aus nah und fern kamen, um ihre Waren an den Mann zu bringen. Der älteste Jahrmarkt ist unbestritten der Martinimarkt vom 11. November, der seit alter Zeit nach der feierlichen Messe zu Ehren des Klosterpatrons eröffnet wurde:
Mai - Markt
Der Martinimarkt war für das ganze Freiamt von grosser Bedeutung und dementsprechend frequentiert. Dies geht aus einem Verzeichnis der Krämer aus dem Jahr 1786 hervor. In diesem Jahr hielten am Martinimarkt 143 Krämer ihre Waren feil. 40 kamen aus dem Bezirk Muri, 24 aus dem Bezirk Bremgarten und 7 aus dem übrigen Aargau; 50 reisten aus anderen Kantonen an, 11 kamen aus Deutschland, 4 aus Frankreich und einer aus Österreich. 13 liessen sich nicht genau einordnen. Auch heute findet der Martinimarkt stets am 11. November statt. Fällt dieser Tag auf einen Sonntag, wird der Markt am Samstag abgehalten. Der Markt findet nach wie vor im Bereich der Marktstrasse statt, wo jedes Jahr rund 120 Marktfahrer ihre Waren zum Kauf anbieten.
Im Jahr 1804 machte der Kleine Rat des Aargaus eine Erhebung über die Jahrmärkte im Kanton. Der Gemeinderat Muri antwortete, dass der Martinimarkt seinen Ursprung in ältester Zeit habe. Ausserdem fänden drei weitere Jahrmärkte statt, die alle 1801 eingeführt worden seien. Zu diesen Jahrmärkten gehört auch der Maimarkt:
Martini - Markt
Der Gemeinderat teilte dem Kleinen Rat des Aargaus mit, dass die drei erwähnten Märkte (darunter auch der Maimarkt) zu Recht bestünden, da sie schon vor der Wahl des ersten Gemeinderates im Jahr 1803 bestanden hätten und "in den Kalendern als Jahrmärkte eingetragen worden seien". Die Regierung erteilte der Gemeinde Muri im Jahr 1805 schliesslich die Bewilligung für zwei weitere Jahrmärkte, nämlich am 3. Mai (Maimarkt) und am 3. Juli.
Im 19. Jahrhundert hatte der Gemeinderat Muri dazu tendiert, immer mehr Jahrmärkte bewilligt zu erhalten, um mit den Einnahmen den Gemeindefinanzen unter die Arme zu greifen. Nachdem die Verkehrsverhältnisse auch im Freiamt besser wurden, nahm der Besuch der Jahrmärkte allmählich ab. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden daher alle Jahrmärkte, bis auf den Maimarkt und den Martinimarkt, abgeschafft.
Von den einstigen vier Jahresmärkten konnten sich also nur der Mai- und der Martinimarkt behaupten. Lange musste gehofft werden, dass diese beiden letzten Jahrmärkte nicht auch noch der modernen Zeit zum Opfer fallen. Diese Befürchtung ist heute gebannt, denn beide Jahrmärkte sind bei den Markthändlern so beliebt, dass niemals alle Anmeldungen berücksichtigt werden können.
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